Blick zurück nach vorn
Goethe-Institut schenkt Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma Fotoausstellung von Jugendlichen im Kosovo
Im Sommer schickte das Goethe-Institut Belgrad 14 Jugendliche aus Rückkehrerfamilien in Südserbien und Kosovo mit Einwegkameras auf Entdeckungstour. Dabei entstanden bewegende Bilder und Texte, die nachdenklich stimmen. Die Ausstellung „Blick zurück nach vorn“ war in Bujanovac/Serbien und in 17 deutschen Städten zu sehen, jetzt schenkt das Goethe-Institut sie dem Dokumentationszentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg, wo sie im Frühjahr nächsten Jahres zu sehen sein wird.
Das Dokumentations- und Kulturzentrum begrüßt die Schenkung des Goethe-Instituts, fügt sich die Ausstellung doch nahtlos in die Trias Menschenrechte, Dialog und Erinnerung ein, die das Zentrum in den Mittelpunkt stellt. Die Bilder passen auch zur Arbeit des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, der sich aktuell für einen Abschiebestopp von Roma aus Deutschland in den Kosovo einsetzt. Neben der neuen Ausstellung beherbergt das Dokumentationszentrum die erste ständige Ausstellung zum NS-Völkermord an den Sinti und Roma. Bis zu einer halben Million Sinti und Roma wurden im Nationalsozialismus ermordet. Vor diesem Hintergrund ist es umso erschreckender, dass der Rassismus im gegenwärtigen Europa wieder zunimmt.
In Serbien und im Kosovo gibt es in allen ethnischen Gruppen zahlreiche Familien, die in den letzten Jahren aus Deutschland zurückkehren mussten. Ob Abschiebung oder freiwillige Rückkehr: für die Kinder fühlt sich die neue Umgebung meist nicht nach Heimat an, sondern nach unfreiwilligem Neuanfang in einem fremden Land. Gemeinsam ist ihnen die deutsche Sprache und ihre Einstellung zu Deutschland, das sie auch noch Jahre nach ihrer Ausreise als ihre Heimat betrachten.
In den Fotografien bringen die Jugendlichen ihre Gefühle und Wahrnehmungen zum Ausdruck. In Serbien wurden sie von der Künstlerin Ana Adamović begleitet, im Kosovo von dem Fotografen Jetmir Idrizi. Die 14 beteiligten Jungen und Mädchen schossen jeweils mehr als 100 Fotos, die ihre Erfahrungen von Verlust und Neuanfang ausdrücken. Daraus entstanden eine Internet-Ausstellung und eine transportable Fotoausstellung.
Die Bilder und Texte der Ausstellung stecken voller Trauer und Wünsche: „In Deutschland hatte ich meine Freiheit, Freunde, ein schönes Leben. Hier gibt es keine Arbeit, kein Geld“, schreibt der 13-jährige Jeton. Und die 17-jährige Vanessa: “ Wenn ich albanisch rede, merken die sofort, dass ich das eigentlich nicht richtig kann, dass ich von woanders her komme. Ich würde gerne zurück nach Deutschland, zum Studieren und Arbeiten. Weil du da eine Zukunft hast und hier nicht.“
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