„Ab morgen bist du hier unerwünscht – Der lautlose Auszug der Juden in Ronnenberg“: Vortrag von Peter Hertel und Ausstellungseröffnung
Gedenkstätte Ahlem
Sie wohnten mitten in Ronnenberg, besaßen ansehnliche Wohnhäuser, hatten Unternehmen, Geschäfte und eine Arztpraxis. Doch ihr friedliches Miteinander mit Freunden, Nachbarn und Kunden wurde zerstört, nachdem die Nationalsozialisten im Januar 1933 an die Macht gekommen waren. Ihre Geschäfte wurden boykottiert, sie selber mussten die Vereine verlassen. „Ab morgen bist du hier nicht mehr erwünscht“, sagte der Bademeister zu einem jüdischen Jungen. Dieses Zitat macht der Journalist Peter Hertel am Donnerstag, 14. November 2013, zum Titel seines Vortrags über den stillen Weggang der Juden aus Ronnenberg. Die Veranstaltung beginnt um 19.00 Uhr in der Galerie im Haus der Region, Hildesheimer Straße 18, in Hannover. Der Eintritt ist frei.
Mit den Nürnberger Rassengesetzen von 1935 wuchs der Druck auf die Juden in Ronnenberg. Zwischen 1937 und 1939 verließen alle 23 Juden fast lautlos und ohne Abschiedsbesuche bei nichtjüdischen Nachbarn ihren Heimatort, 20 von ihnen flohen nach Südamerika und in die USA. Drei kamen im Holocaust ums Leben.
Der hannoversche Historiker Claus Füllberg-Stolberg hat die Ronnenberger Großfamilie Seligmann als Beispiel für „die Vertreibung einer jüdischen mittelständischen Familie aus Deutschland unter Beachtung der Devisenstelle der Oberfinanzbehörden Hannover im Vertreibungsprozess“ geschildert.
Im Auftrag der Stadt Ronnenberg hat nun der Journalist Peter Hertel, lange Zeit beim NDR-Hörfunk für die jüdischen Sendungen zuständig, die Verfemung und Aussonderung der Juden seiner Heimatstadt Ronnenberg recherchiert. In seinem Vortrag geht Hertel auch auf die Auswanderungspläne der Juden aus Ronnenberg ein – Fluchtgeschichten, die beispielsweise in die Gartenbauschule Ahlem oder auf die vielbeschriebene Odyssee der St. Louis führen. Der Überlebende Fritz Cohen, wohnhaft in den USA und inzwischen Ehrenbürger von Ronnenberg, urteilt heute: „Es gibt zwei Arten von Holocaust: die physische Ausmerzung der jüdischen Bürger und die psychische Verheerung, die angerichtet wurde.“
Im Anschluss an den Vortrag von Peter Hertel wird die Ausstellung „Eingeprägt in unser Gedächtnis“ zur Geschichte der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger von Ronnenberg eröffnet. Die Ausstellung ist bis Freitag, 22. November 2013, in der Galerie im Haus der Region Hannover, Hildesheimer Straße 18, in Hannover zu sehen. Öffnungszeiten: Mo.-Do. 8.00-17.00 Uhr, Fr. 8.00-16.00 Uhr. Der Eintritt ist frei.
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