„Prüfung der Magazinbestände“: Marion Gülzow zeigt Installationen und Fotoarbeiten
Ausstellung im Schloss Landestrost
Ein Inventurformular aus dem Jahr 1970 liefert den Titel für die Ausstellung „Prüfung der Magazinbestände“, die vom 17. August bis zum 22. September im Schloss Landestrost in Neustadt zu sehen ist. Die Schau mit Installationen und Fotoarbeiten der Künstlerin Marion Gülzow wird am Freitag, 16. August, um 19.00 Uhr durch die Stellvertretende Regionspräsidentin Angelika Walther eröffnet. Die Schriftstellerin Felicitas Hoppe, Trägerin des Georg-Büchner-Preises 2012, führt in das Thema ein.
Ein Leitmotiv der Ausstellung ist die so genannte „Xylothek“, eine autobiografische Bibliothek aus hölzernen „Scheinbüchern“ (ursprünglich: Zigarrenkisten), an der Marion Gülzow seit 2006 kontinuierlich arbeitet. Das über 300 „Scheinbücher“ umfassende Installationsprojekt bildet den Mittelpunkt der Ausstellung. „Wer vom Lesen erschöpft ist, sehnt sich nach Bibliotheken der Bilder und Objekte, nach der Ordnung von Dingen, die sich anfassen lassen, auch wenn es nur um Scheinberührungen geht“, schreibt Felicitas Hoppe in ihrem Buch „Sieben Schätze“.
Mit zwei Rauminstallationen, Fotoarbeiten und einer Schauvitrine zur Geschichte von Schloss Landestrost überschreitet die Künstlerin mit ihrer „Prüfung der Magazinbestände“ den „Xylothek-Rahmen“: 32 schwarze Regenschirme, 1.000 Papierschiffe, 250 Singleschallplatten, Hunderte von Metern gehäkelter „Zeitfäden“ und anderes Material stellen sich auf und aus als „Memento mori“ und „Inventarium“.
Die Installation „Memento mori“ findet ihren Anlass in Film und Fernsehen: Dort gibt es kaum eine Beerdigungsszene, in der die aufgespannten, meist schwarzen Regenschirme nicht als Symbol für Anzahl und Betroffenheit der Trauergemeinde herhalten müssen. In der Installation von Gülzow sind 32 Schirme selbst zu Akteuren an der Wand geworden. Ein Riss in ihren Stoff, und aus dem Rund lässt sich ein Halbkreis bilden, dem sich je eine blecherne „Lochkarte“ zuordnet. Die gestanzten Waschbrettblechteile sind mit Siegellack bearbeitet und tragen Geburts- und Sterbedatum von Menschen, die „aus der Zeit genommen sind“.
Jede Prüfung von Magazinbeständen geht mit der Erstellung eines Inventariums einher, in der alle beweglichen Güter schriftlich festgehalten werden. In der Installation „Inventar“ wird daraus – im wahrsten Sinne des Wortes – eine Aufstellung: Turmartig gestapelte Installationsmaterialien, die sich ursprünglich an Wänden, auf dem Boden oder für eine Fotoarbeit ausgebreitet haben. Darin liegt ein Versuch, „etablierte Archivierungsstrategien bewusst zu durchkreuzen und dadurch gezielt in Frage zu stellen“, wie Frank-Thorsten Moll 2007 beim Anblick von Marion Gülzows „Schattenbibliothek“ festgestellt hat.
Die Ausstellung „Prüfung der Magazinbestände“ ist vom 17. August bis zum 22. September im Rahmen der Reihe „Kultur im Schloss“ in Schloss Landestrost in Neustadt zu sehen. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag, 15.00 bis 18.00 Uhr, Samstag und Sonntag, 14.00 – 17.00 Uhr. Der Eintritt ist frei.
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