Die kulturelle Kritik zu Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit

Ein Abend mit Experten Panel und einer künstlerischen Auseinandersetzung in der Oper „Three Mile Island“ von Andrea Molino

Pressemeldung der Firma ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe

Do, 29. März 2012, ab 18 Uhr

Wenn es um den Schutz von Klima und Umwelt geht, ist die Nachhaltigkeit ein viel zitierter Begriff, der selten ausreichend differenziert betrachtet wird. Wie kann Nachhaltigkeit global gefasst werden? Wie stehen wir zu den „common goods“, die nur unabhängig von (politischen) Landesgrenzen gedacht werden können? Welche politischen Konsequenzen sollte ein Ereignis wie Fukushima setzen und auf welche Weise lassen sich internationale Verbindlichkeiten schaffen? Dass Klima und Umweltschutz Themen sind, die auch die Kultur betreffen und nicht länger getrennt betrachtet werden sollten, darüber diskutieren am Donnerstag, den 29. März, um 18 Uhr namhafte VertreterInnen aus Wissenschaft und Politik auf dem Panel „The Cultural Turn and its Practice in the Humanities“. Im Anschluss, um 21 Uhr präsentiert das ZKM die Uraufführung von Andrea Molinos szenischer Oper „Three Mile Island“, welche die Reaktorkatastrophe in Pennsylvania von 1979 verhandelt und damit konkret aufzeigt, wie ein einschneidendes Ereignis aus einer kulturellen Perspektive kritisch beleuchtet werden kann.

Das ZKM | Karlsruhe versteht sich jenseits seines Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramms auch als ein öffentliches Forum für die Begegnung von Wissenschaft, Politik, Kultur und Wirtschaft mit der Zielsetzung, Nutzungsmöglichkeiten und kreatives Potenzial aufzuzeigen. Beim Panel „The Cultural Turn and its Practice in the Humanities“ fragen ExpertInnen nach der Bedeutung der Kultur innerhalb bereits formulierter dimensionsübergreifender Nachhaltigkeitsziele. Um 2000 legte das Forschungszentrum Karlsruhe eine Studie vor, auf der das so genannte 3-Säulen-Modell der nachhaltigen Entwicklung basiert, mit dem auch die Vereinten Nationen operieren. Seine Dimensionen umfassen ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit. Seit einiger Zeit stellt sich die Frage, nach einer potenziellen Erweiterung dieses Modells um eine vierte Säule – die kulturelle Perspektive. Die in Karlsruhe maßgeblich angestoßene Diskussion von damals wird damit am ZKM in Karlsruhe fortgeschrieben.

Vorgestellt wird zudem die Satellitensoftware EDO des Massachusetts Institute of Technology (MIT), welche die Gesamtheit an Umweltschäden sichtbar und damit ihre sozialen und kulturellen Konsequenzen erst belegbar macht.

Ziel des Panels ist gemeinsam mit allen ExpertInnen eine Empfehlung in Form einer Initiative für die UN-Konferenz „Rio plus 20“ im Juni dieses Jahres zu erstellen. Es werden mögliche Formen von Verbindlichkeiten der Völkergemeinschaften verhandelt, die sich als ein Plädoyer für ein Post-Kyoto-Protokoll verstehen.

Wie essentiell Kultur als gesellschaftlicher, völkerverbindender Pfeiler ist, wird im folgenden Abendprogramm deutlich. Andrea Molinos szenische Oper „Three Mile Island“ setzt sich mit dem Störfall, der sich am 28.3.1979 im Kernkraftwerk Three Mile Island in Pennsylvania (USA), ereignete, auseinander und bietet damit einen unmittelbaren Zugang zu den komplexen Themen Klima, Umweltschutz und Nachhaltigkeit.

Es zeigt sich, wie wichtig es ist, dass diese Diskussion demokratisch, für alle gleichermaßen zugänglich geführt wird und damit ein noch größeres Bewusstsein für die Dringlichkeit dieser Themenfelder entsteht – der Diskurs muss jedoch nicht zwangsläufig wissenschaftlich erfolgen, wie der Opernabend zeigt.

Der Unfall von „Three Mile Island“ 1979 war der bis dahin schwerste Unfall in einem amerikanischen Atomkraftwerk. Derart gravierend, dass seitdem keine neuen Atommeiler mehr in den Vereinigten Staaten gebaut wurden. Die jüngste Katastrophe von Fukushima hat auch den Unfall von Three Mile Island wieder ins Gedächtnis gerufen.

Mit modernsten Mitteln erzählt das Stück in Form eines multimedialen szenischen Konzertes Leben und Wirken von Professor Ignaz Vergeiner. Der österreichische Meteorologe hatte in den 1990er Jahren vergeblich die Massenklage von 3000 mutmaßlichen Betroffenen gegen den Betreiber und die Regierung von Pennsylvania mit einem einmaligen Gutachten unterstützt, in dem er die bestrittene Verbreitung von Radioaktivität anhand präziser Daten nachweisen konnte. Kurz vor seinem Tod hat er sein Wissen um die wahren Folgen des Unfalls in mehrstündigen Interviews einem Freund, dem deutschen Journalisten Karl Hoffmann, vor laufender Kamera anvertraut.

Audiovisuelle Originalaufnahmen – entstanden in den USA – mischen sich mit komponierten Elementen, reale und virtuelle Darstellungen wechseln sich ab. Durch die integrative Dramaturgie entsteht eine organische und intermediale Auseinandersetzung der verschiedenen künstlerischen Elemente: Klang, Bild, Video, Sprache, Text und Aktionen der Darsteller. Die Funktion eines traditionellen Bühnenbildes wird von einer interaktiven intermedialen Installation übernommen. Nicht nur die Stimmen und Klänge der MusikerInnen, sondern auch ihre Bewegungen und Gesten sollen sowohl akustisch wie visuell mit diesem fragilen, schwebenden Organismus interagieren und damit die verschiedenen Elemente der Narration gestalten.

Do, 29.03.2012

The Cultural Turn and its Practice in the Humanities

Panel Diskussion

im ZKM_Kubus, 18 Uhr, in englischer Sprache

TeilnehmerInnen des Panels:

Antonino Abrami

amtierender Präsident der International Academy of Environmental Sciences (IAES), Prof. em. der Universität von Nova Gorica

Luigi Bassetto

Leiter der Internationalen Beziehungen und Vizepräsident der Gemeinde von Venedig

Roberto Cecchi

Staatssekretär des Italienischen Ministeriums für Kultur

Saša Dobricic

Universität Nova Gorcia, Direktor des “Doctorate in Economics and Techniques for the Conservation of the Architectural and Environmental Heritage“

Prof. Dr. Michael Eichberger

Richter am Bundesverfassungsgericht

Dr. Adolfo Pérez Esquivel

Präsident des IAES und Friedensnobelpreisträger (per Videoschaltung)

Freddy Paul Grunert

Freier Kurator am ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe, Gründungsmitglied des IAES

Olaf Gerlach Hansen

Direktor Culture|Futures, Senior Advisor des Dänischen Kulturinstituts

Patrice Hernu

Präsident France Bleue

Wolfram Jäger

Bürgermeister für Kultur der Stadt Karlsruhe

Paolo Maddalena

Richter, ehemaliger Vizepräsident des italienischen Verfassungsgerichts

Michael Malindretos

Leiter des Instituts “Architectural Construction“ der Aristoteles-Universität Thessaloniki

Paolo Dalla Vecchia

Kulturassessor der Provinz Venedig

Peter Weibel

Vorstand ZKM | Karlsruhe

Mrs. Lucas Bogataj

Friedensnobelpreisträger (angefragt)

Maurizio Cecconi

Direktor der “Kulturhauptstadt Venedig” (angefragt)

Michele Coppola

Vorsitzender des regionalen Kulturrats Piemont (angefragt)

Xavier Greffe

Professor für Kulturökonomie, Universität Sorbonne (angefragt)

Moderation: Gottfried Langenstein/ Deutschland

ARTE-Präsident und Direktor Europäische Satellitenprogramme des ZDF

Do–Sa, 29.–31.03.2012

„Three Mile Island“

Multimediale, szenische Oper (UA am 29.03.12)

Im Rahmen der 21. Europäischen Kulturtage Karlsruhe

im ZKM_Medientheater, jeweils 21 Uhr

Eintritt: €15/13 (Tel. 0721/ 81 00-12 00)

Online-Tickets: http://bit.ly/A03bpj

Andrea Molino – Komposition, Künstlerische Leitung

Guido Barbieri – Libretto und Dramaturgie

In Zusammenarbeit mit Andrea Molino

Karl Hoffmann – Audiovisuelle Dokumentation

Bernd Lintermann, ZKM – Video

Holger Stenschke, ZKM – Audiovisuelle Gestaltung

Anna Falkenstern, ZKM – Videoschnitt

Manuel Weber, ZKM – Bühne und Licht

Zürcher Hochschule der Künste – Media Arts – The Cloud – Interaktive Videoinstallation

Klangforum Wien

Neue Vocalsolisten Stuttgart – Mitwirkende

ZKM | Institut für Musik und Akustik – Produktion

Annex:

Rio plus 20 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: Vom 20. bis 22. Juni 2012 wird es wieder eine große UN-Konferenz für nachhaltige Entwicklung in Rio de Janeiro geben – kurz „Rio plus 20“. Das Treffen ist symbolträchtig, denn es findet am selben Ort statt, an dem der „Weltgipfel“ vor zwanzig Jahren Maßstäbe für eine globale Politik zum Schutz von Klima und Umwelt gesetzt hat. 1992 bekannten sich die internationale Staatengemeinschaft erstmals zum Leitbild der Nachhaltigen Entwicklung und verabschiedeten das Aktionsprogramm „Agenda 21“. Gleichzeitig wurden die Rio-Erklärung und die UN-Konventionen zu Klima, biologischer Vielfalt und zur Wüstenbekämpfung beschlossen.

So wie damals sind die Ziele hoch gesteckt. Die Rio-Konferenz 2012 soll die Neuausrichtung der Volkswirtschaften weltweit hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise deutlich beschleunigen. „Green Economy“ wird neben der UN-Reform in den Bereichen Umwelt und nachhaltige Entwicklung das Hauptthema der Nachhaltigkeitskonferenz der Vereinten Nationen sein.

(Quelle: http://www.bmu.de/…)



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